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Presseberichte:

"Die Premiere des Films "Global Shopping Village" im Das Kino am Donnerstagabend hat großes Echo hervorgerufen." Salzburger Nachrichten, 20.3.2015

"Global Shopping Village" geht dem praktisch einzigen Grund nach, wieso auch bei uns weiter solche Gewerbegebieten im Grünen entstehen: Weil für Einzelne damit noch immer Geld zu machen ist." Doris Knecht, Kurier, 25.3.2015

"Es ist eine Filmpremiere mit Brisanz. Die aus Murau stammende Ulrike Gladik liefert mit "Global Shopping Village" eine thematische Steilvorlage."
Heinz Bayer, Salzburger Nachrichten, 17.3.2015

"Was treibt Shoppingcenterentwickler an das zu tun, was sie tun und was jene Politiker, die sie das tun lassen? Die Filmemacherin Ulli Gladik hat der Kaufrauschbranche ein dokumentarisches Denkmal gesetzt." 
die Presse, 14.3.2015

"Gladiks Vermögen, Menschen unaufdringlich nahezukommen, zeigt sich auch diesmal immer wieder in Szenen, in denen ihre verschiedenen Gesprächspartner verblüffend offen Einblicke geben." 
Isabella Reicher, der Standard
 
"Eine eindringliche Studie mit absurd anmutenden Szenarien und überraschend offenherzigen Wortmeldungen, angesichts deren man sich als kritischer Konsument nur an die eigene Nase fassen kann"

Sabine Zeithammer, Falter, 22.10.2014

„Sachlich und knallhart... spannend wie ein Krimi... höchst sehenswert." 
Gunther Baumann, Filmclicks


"Eine umfassende, sorgfältige Dokumentation der modernen Einkaufswelt"
Christine Imlinger, Die Presse, 27.10.2014

"Der Film führt eindrucksvoll die Folgen auf die regionale Entwicklung vor Augen... "
Gemeindeblatt Hohenems, 15.10.2015
 
"Die Premiere des Film Global Shopping Village im DAS Kino am Donnerstagabend hat großes Echo hervorgerufen"
Salzburger Nachrichten, 21.3.2015

"Schonungslos werden unter anderem die Auswirkungen von Fachmarktagglomerationen am Stadtrand auf die Innenstädte gezeigt..."
Liezener Bezirksnachrichten, 29.1.2015

"In einem zum Bersten vollbesetzten Kino präsentierte die Filmemacherin Ulli Gladik aus Murau ihr neuestes Werk."
Der Ennstaler, 22.1.2015

"Shoppingcenter im Fokus. Spannendes Thema der Murauer Filmemacherin Ulli Gladik"
Kronen Zeitung, Steiermark, 8.1.2015
 

"Mehr als 100 Personen kamen zu "Global Shopping Village" in Wiener Neustadt..."
Katholische Aktion, Jänner 2014

"Es geht im Film um die Gewinner des großen Einkaufszentren-Bauens und damit auch um die große Masse, die für dieses geldgierige Landschaft-Vernichten zur Kasse gebeten wird." 
Uwe Mauch, Kurier, 30.12. 2014

"Seit der Film "Global Shopping Village" bei der Vorführung im Zwettler Kino viele negative Seiten aufgezeigt hat, wird das geplante Einkaufszentrum in der Gartenstraße wieder breit diskutiert"
Kurier NÖ, 13.12.2014

"Pro und Kontra Einkaufszentren - verschiedene Meinungen prallten bei der Filmpräsentation aufeinander"
NÖN, 10.12.2014

"Filmpräsentation zog viele Interessierte an"
Der Ybbstaler, 4.12.2014

"Dokumentation nimmt Auswirkungen von Einkaufszentren auf der Grünen Wiese unter die Lupe"
NÖN, 1.12.2014

"Aufrüttelnde Dokumentation. In beeindruckender Weise wurde aufgezeigt, wie fatal sich eine zügellose EKZ-Verbauung auf die Entwicklung des Wirtschafts- und Lebensraumes auch bei viele Bezirksstädten auswirkt"
Kärntner Woche, 26.11.2014

"Doku bring Zündstoff in die EKZ-Debatte"
Kurier, 26.11.2014

"Dokumentarfilm Kaufrausch - Global Shopping Village sorgt für emotionale Diskussion im Kino Zwettl"
Bezirksblätter Zwettl, 26.11.2014

"Nur nicht hinhören - lebhafte Diskussion nach dem Film Global Shoppingvillage"
Brigitte Lassmann-Moser, NÖN, 25.11.2014

"Wimmerl statt EKZ"
NÖN, 25.11.2015

"Eine Film-Doku mit Zündstoff"
Kronen Zeitung, NÖ, 19.11.2014

"Dieser Film beginnt Österreich zu verändern! 
Hingehen - staunen - mitdiskutieren - für Baukultur in Österreich kämpfen!"
Plattform Baukultur, 18.11.

Interview mit Regisseurin Ulli Gladik
Key Account, 18.11.2014

"Eine feine, aber beklemmende Doku... Gemeinden, Schulen, BürgerInnen: Konsumiert diesen Film!"
Brennstoff, November 2014

"Film heizt Debatte um Einkaufszentren an"
Kleine Zeitung, 16.11.2014

"Endstation Kaufrausch und die Folgen"
NÖN ,
11.11.2014

"In aller Widersprüchlichkeit zeichnet Gladik ein Selbstporträt des Shoppingcenters indem sie ihre Protagonisten einfach reden lässt"
Melanie Lutz, ÖGZ, 10.11.2014

"Einkaufszentren: Dokumentation sorgt für gehöriges Aufsehen"
Kronen Zeitung, NÖ, 7.11.2014

"Kaufen bis zum Umfallen im "Global Shopping Village"  - Filmstart der Woche
Magdalena Miedl, SN,
24.10.2014

"Die österreichische Regisseurin Ulli Gladik hat einen bemerkenswert vielschichtigen Film über die europäische Welt der Shoppingcenter gedreht."
Anna Katharina Laggner, FM4, 24.10.2014

"Mit Boom und Kollaps des Konsums beschäftigt sich die österreichische Regisseurin Ulli Gladik in ihrem zweiten abendfüllenden Dokumentarfilm"
Thomas Taborsky, Furche,
23.10.2014

"Ulli Gladiks facettenreiche Doku folgt der Argumentationslinie von Städteplanern und Centerentwicklern, die – teilweise ganz stolz – ihre Projekte vorführen." 
Kurier, 23.10.2014

"Gladik wirft einen faszinierenden Blick auf eine Branche, die aus dem Ruder gelaufen ist, sie tut dies, ohne die Leute zu denunzieren, sorgfältig, informativ, unaufgeregt."
Philipp Wagenhofer, Neues Volksblatt,
23.10.2014

"Der Film stellt – und das ist seine Stärke – fast ohne Worte, aber in ruhiger Bildsprache die laute Forderung nach einer alternativen Ökonomie in den (Denk-)Raum, einer Ökonomie, die den Menschen dient, statt sie sozial, kulturell und finanziell zu ruinieren." 
Gabriele Sorgo, Forum Umweltbildung

"Brisante Einblicke, die kritischen Konsumenten die Lust am Shoppen nehmen"
Kronen Zeitung, 23.10.2014

"Filmemacherin Ulli Gladik lässt nur die Protagonisten und Bilder sprechen. Bilder in Stadt und Land, die einem zu denken geben. Protagonisten, bei denen es manchmal überrascht, wie frei sie über ihre kühnen, kapitalistischen Pläne und Wünsche sprechen."
Micky Klemsch, Biorama

"Gladik beobachtet in ihrer solide gemachten Doku die Schattenseiten des Systems Shoppingcenter und dessen sozioökonomische Auswirkungen" 
Jürgen Belko, Kleine Zeitung,
23.10.2014 

Interview mit Regisseurin Ulli Gladik
Philipp Wagenhofer, Volksblatt, am 23.10.2014

"Aufschlussreich: die Doku "Global Shopping Village"
Falter Film Tipp, 22.10.2014
 
"Global Shopping Village wird langsam brüchig"
Medianet, 
21.10.2014
 

"Der 80-minütige Dokumentarfilm bietet traurige Bilder aus Österreich, Deutschland, Kroatien und Bulgarien. Vor allem aber schockiert er mit Informationen und Originalstatements aus den Abgründen der Immobilienwirtschaft."
Wojciech Czaja, der Standard, 18.10.2014

"Einmal gesehen, lässt sich der Film nicht mehr aus dem Gedächtnis verbannen"
FORUM, Architektur und Bauforum, 17.10.2014

"Ulli Gladik drehte nicht nur in der Arena Fohnsdorf, sondern etwa auch in Bulgarien, wo halb fertige Zentren vor sich hinrosten und viele Betreiber wirtschaftlich Schiffbruch erlitten."
Ernst Sittinger, Kleine Zeitung

„...dabei schafft es der Film auf sehr anschauliche und persönliche Weise, die verheerenden Auswirkungen dieser komplexen Mechanismen auf die Gestaltung unserer Lebensräume und ihre weitreichenden Folgen für das gesellschaftliche Zusammenleben darzustellen - ganz ohne Zeigefinger..“
Elke Rauth, derive – Zeitschrift für Stadtforschung

„Der Film kommt ohne Effekthascherei und Belehrungen aus, wodurch uns seine Botschaften und Stimmungen umso subtiler und nachhaltiger beschäftigen.“
Peter A. Krobath, Stadtfrucht Wien

„In aller Widersprüchlichkeit zeichnet Gladik in ihrem Film ein Porträt des Shoppingcenters: Wie es Aufträge sichert, Stadtkerne zerstört, Jugendlichen als Freizeitangebot gilt, Politik und Wirtschaft fröhlich vereint.” 
Lisa Bolyos, Augustin, April 2014

Downloads:

Interviews:


Interview mit Ulli Gladik in der "Kleinen Zeitung" von Lisa Holzfeind am 10.4.2015
Interview mit Regisseurin Ulli Gladik in "retail" von Matthias Köb im Dezember 2015

Interview mit Regisseurin Ulli Gladik im Standard  von Wojciech Czaja am 18. Oktober 2014
Interview mit Regisseurin Ulli Gladik im Volksblatt von Philipp Wagenhofer am 23. Oktober 2014
Interview mit Regisseurin Ulli Gladik im VCÖ Magazin von Christian Höller, 27.11.2014
Interview mit Regisseurin Ulli Gladik im Onlinemagazin Kirtag von Pia Gärtner im August 2014
Interview mit Regisseurin Ulli Gladik in den Salzburger Nachrichten von Heinz Bayer am 18.3.2015
Interview mit Architekt Walter Brune von Ulli Gladik am 30.4.2014

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Letzte Ausfahrt Kaufrausch

ein Essay von Helmut Neundlinger zu "Global Shopping Village"

Shoppingcenter verschandeln die Landschaft, ruinieren gewachsene Stadtstrukturen und vernichten Arbeitsplätze. Die Politik befördert die zerstörerischen Auswüchse im Zweifelsfall mit Ausnahmeregelungen. Der österreichische Dokumentarfilm „Global Shopping Village“ beleuchtet die globalen Ursachen des Phänomens ebenso wie seine lokalen Auswirkungen.

Shoppingcenter und Fachmarktzentren sind in Österreich allgegenwärtig. Neben den Speckgürtelsiedlungen bilden sie das prägende architektonische Element an der Schnittstelle zwischen Ort- und Landschaften. Oft breiten sich die Agglomerationen von Elektromärkten, Einrichtungshäusern, Modeketten und Autozubehörgeschäften kilometerweit entlang von Durchzugsstraßen und Ortseinfahrten aus. Sie tragen hochtrabende Namen wie „Arena“ oder „Paradise“. Ihre architektonische Gestaltung wirkt austauschbar, das dazugehörige Parkplatzgelände überdimensioniert. Ihre bevorzugte Lage: brachliegende Grünflächen oder ehemalige Fabriksgelände am Rand von Klein- und Mittelstädten. Ihr Programm: die möglichst bequeme und freizeittaugliche Organisation des Konsums.

„Mitte der 1990er Jahre hatte ich ein einschneidendes Erlebnis“, erzählt die 1970 geborene österreichische Filmemacherin Ulli Gladik. „Da war ich für ein paar Wochen in den USA und habe die endlosen Aneinanderreihungen von Shopping Malls am Rand der Städte zum ersten Mal mit eigenen Augen gesehen.“ Kurz nach ihrer Rückkehr nach Österreich nahm sie in ihrer Heimatgemeinde, dem steirischen Murau, eine Entwicklung wahr, die sie fatal an ihre Eindrücke aus Amerika erinnerte: Am Ortsrand begann sich ein Fachmarktzentrum mit rasender Geschwindigkeit auszubreiten. „Murau hat eine hübsche Altstadt und verfügte eigentlich über ein intaktes kleinstädtisches Leben“, erzählt Gladik. Damit war es nun vorbei: Innerhalb von nur fünf Jahren vollzog sich ein rasantes Alstadtsterben. Die Stadt war umzingelt von Kreisverkehren und erinnerte mehr an Vösendorf mit seinem Shopping Center Süd als an eine gewachsene Kleinstadt mit eigenständigem Charakter.

Das virale Wachstum von Einkaufszentren griff nicht nur in Murau, sondern in ganz Europa um sich. „Die Shoppingcenterfläche hat sich in Europa in den letzten 20 Jahren auf 160 Millionen m2 verdreifacht. Diese Fläche entspricht dem Staatsgebiet von Liechtenstein.“ Mit dieser nüchternen Information beginnt der Dokumentarfilm „Global Shopping Village“, in dem Ulli Gladik jenem Unbehagen auf den Grund gegangen ist, das sie angesichts der rücksichtslosen kommerziellen Verbauung von Murau schon in den 1990er Jahren befallen hatte.

„Ich wollte einfach wissen, was hinter diesem Bauwahn steckt“, sagt Gladik, die sich selbst als „Quereinsteigerin“ in der heimischen Dokumentarfilmszene bezeichnet. Ihr künstlerischer Werdegang setzte 1995 ein, als sie ein einjähriges Studium der Fotografie an der Fotoschule der Künstlerin und Psychoanalytikerin Friedl Kubelka in Wien absolvierte. Über das daran anschließende Kunststudium an der Akademie der Bildenden Künste erhielt sie auch Zugang zur Nutzung einer Videokamera und eignete sich in Kursen die Schnitttechnik an. Nach anfänglich experimentellen Ansätzen entwickelte Gladik ein zunehmend dokumentarisches Interesse. Für ihre erste Kurzdokumentation „drei cents“ (2004) begleitete sie etwa Müllsammler in der bulgarischen Hauptstadt Sofia, in der sie ein Studienjahr verbracht hatte. Internationale Beachtung fand schließlich „Natasha“ (2008), das Porträt einer bulgarischen Bettlerin, die Gladik in Graz kennen gelernt hatte. Der Film zeichnet ein vielschichtiges Bild des Überlebenskampfes am sozialen Rand jenseits medial verbreiteter Klischeebilder à la „Bettelmafia“.

Gladiks neuer Film „Global Shopping Village“ setzt den filmischen Ansatz von „Natasha“ konsequent fort. Wie schon in ihrer ersten größeren Arbeit erzeugt sie auch hier den narrativ-investigativen Sog mittels einer Methode, die sie selbst das „Schaffen einer natürlichen Gesprächsnähe“ nennt. Die Kamera kommt den Gesprächspartnern oft sehr nahe, ohne jedoch entstellend oder übergriffig zu sein. Die in langen Vorgesprächen entwickelte Nähe zum Gegenüber hat zur Folge, dass die Interviewten mit großer Offenheit und persönlicher Präsenz über ihre Arbeit und ihr Leben sprechen. Daraus entstand in „Global Shopping Village“ das außergewöhnliche Kaleidoskop jener Branche, die für die Planung, Errichtung und Erhaltung von Einkaufszentren verantwortlich zeichnet.

Die Filmemacherin heftet sich zunächst an die Fersen eines sogenannten „Shoppingcenterentwicklers“. Diesen Berufszweig kann man zwar bislang noch auf keiner Fachhochschule studieren, dafür aber bei entsprechender Hartnäckigkeit und Vernetzung mit exquisiter Rendite betreiben. Auffällig ist der Habitus des männlichen Tüftlers, der seine Phantasien einer schönen neuen Einkaufswelt vorbehaltlos in die Landschaft projiziert. Als etwa der niederösterreichische Entwickler Thomas Kronsteiner, ein ehemaliger Fußballtormann und derzeit nebenbei Obmann des Zweitligaklubs SV Horn, mit seinem Auto durch die Weinviertler Landschaft fährt, deutet er mit großer Erregung aus dem Fenster: „Da ist ein Kraftort in der Nähe. An solchen markanten Plätzen, die den Menschen seit Jahrhunderten etwas geben, möchte ich meine Zentren uneingeschränkt bauen dürfen.“

Ausgehend von einzelnen Akteuren entfaltet Gladik eine Recherche von globalen Ausmaßen, die ihren Ausgangspunkt im Weinviertel nimmt und nach Deutschland, Frankreich, Kroatien und Bulgarien führt. Die Brisanz ihrer Aufnahmen ist nicht zuletzt dem Zeitpunkt geschuldet, in dem sie die Arbeit an ihrem Film begann: Es war die Zeit nach der großen Finanzkrise im Herbst 2008, als sich auch in der bis dahin geradezu märchenhaft boomenden Shoppingcenterbranche Katerstimmung breitmachte. Im Sog dieses Wundenleckens gerät „Global Shopping Village“ zum Sittenbild einer Welt, in der sich die manisch-depressiven Zyklen des Finanzkapitalismus seismograhpisch abzeichnen. „Vor 2008 ist das Geld in Osteuropa praktisch auf der Straße gelegen“, erzählt der damals in Rumänien tätige Thomas Kronsteiner. „Der Veranlagungsdruck auf dem Finanzmarkt war so groß, dass die Investmentfonds nicht einmal nachfragten, wofür das Geld überhaupt verwendet wurde.“ Nicht wenige steckten es in den Bau von Shoppingcentern – und der Erfolg gab ihnen anfangs auch auf trügerische Weise recht. So lange jedenfalls, bis die Branche im Zuge der Nachbeben des Herbst 2008 gewaltig floppte.

Begonnen hat alles ziemlich genau 40 Jahre früher, im Jahr 1968. Damals wurde ein deutscher Architekt namens Walter Brune beauftragt, ein Einkaufszentrum am Stadtrand von Mülheim an der Ruhr zu gestalten. Der mit Berufserfahrung in den USA ausgestattete Brune ging mit großem Eifer ans Werk, wie er im Film berichtet. Sein 1973 fertig gestellter Bau namens „RheinRuhrZentrum“ wurde auch ein durchschlagender Erfolg – allerdings mit verheerenden Folgen für das Stadtzentrum. Den mit billigeren Mieten und größeren Flächen geköderten Geschäftsleuten folgten schließlich auch die Innenstadtbewohner in das Einkaufszentrum. „Als ich das sah, wusste ich: Ich habe eine Stadt zerstört, indem ich ihr die Seele und das Herz herausgerissen habe“, erklärt der Architekt. Der mittlerweile längst vom Saulus zum Paulus bekehrte 88-Jährige ist nach wie vor als glühender Kämpfer gegen sein eigenes architektonisches Erbe im Einsatz. Allerdings konnte auch er nicht verhindern, dass sein „RheinRuhrZentrum“ gewissermaßen zum Prototypen für eine Entwicklung wurde, die seit den 1980ern weite Teile Westeuropas erfasste und sich nach der Jahrtausendwende auf Ost- bzw. Südosteuropa ausdehnte.

Dabei hätte die Politik durchaus Möglichkeiten, den fatalen Entwicklungen zu begegnen. Zumindest hierzulande sind die Verantwortlichen durch Raum- und Gewerbeordnung de jure zu einer Flächenwidmung unter nicht bloß rein kommerziellen, sondern auch gemeinnützigen Aspekten verpflichtet. Eine der bittersten Erkenntnisse von Ulli Gladiks filmischen Recherchen lautet, dass die zuständigen Instanzen de facto allzuoft versagen. Besonders deutlich wird dies an einem der Hauptschauplätze von „Global Shoppping Village“, der im Jahr 2000 eröffneten „Arena Fohnsdorf“ im steirischen Bezirk Murtal. Das ursprünglich für lediglich 5.000 m2 zusammenhängende Einkaufscenterfläche genehmigte Areal hat sich mittlerweile auf fast 50.000 m2 Verkaufsfläche ausgedehnt und wächst weiter munter vor sich hin.

Gladik trifft hier auf die Aktivistin Silvia Hartleb, eine Kaffeehausbesitzerin in Zeltweg, das zusammen mit Fohnsdorf, Judenburg, Knittelfeld und einigen kleineren Dörfern ein Einzugsgebiet von ungefähr 70.000 Bewohnern bildet.

Hartleb hat für ihren Kampf gegen die Expansion von Shoppingcenterflächen auf brachliegenden Grünflächen den Verein „Raumordnung Steiermark“ gegründet. Sie  konfrontiert sowohl Gemeindevertreter als auch Landespolitiker regelmäßig mit den Folgen und Auswüchsen der Entwicklung. Erklärungsbedarf vonseiten der Politik gibt es genug: Denn abgesehen von der konsequenten Außerkraftsetzung der geltenden Gesetzeslage hat sich auch das Versprechen eines Zuwachses an Arbeitsplätzen durch die Arena nicht erfüllt. Den dort geschaffenen 700 Arbeitsplätzen, die sich bei genauer Betrachtung zu 70 % als Teilzeitjobs entpuppen, stehen allein in Judenburg 90 verlorene Vollzeitarbeitsplätze in den Jahren 2000 bis 2005 gegenüber. Nimmt man alle Gemeinden der Region Murtal zusammen, lässt sich abschätzen, dass seit Bestehen des Zentrums deutlich mehr Arbeitsplätze vernichtet als geschaffen worden sind.

Die sukzessive Erosion der Städte beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Sterben des Einzelhandels, sondern betrifft die gesamte soziale und kulturelle Dynamik. Gladiks Dokumentarfilm zeigt diese Entwicklung in drastischen Bildern: Während die Straßen der an und für sich sehenswerten Judenburger Innenstadt verwaisen, tummelt sich Jung und Alt auf dem Parkplatz der Fohnsdorfer Arena bei Volksfesten. Mit großem Stolz erzählt der Leiter des Shoppingcenters, dass sich junge Menschen via Facebook Wohnungen auf dem Gelände des Shoppingcenters wünschen. „Gegen das Internet als größtem Mitbewerber haben wir nur eine Chance, wenn wir der Treffpunkt von Menschen bleiben, an dem Kommunikation stattfindet“, sagt er. Dann gibt er noch seine große Vision preis: den Bau eines Parkdecks, auf dessen Dach Theater- und „Multikulti“-Veranstaltungen stattfinden sollen. Bezeichnenderweise gehen andere Shoppingcenterentwickler in jüngster Zeit dazu über, ihren Zentren pseudokleinstädtische Fassaden zu verpassen, um das fehlende Flair zumindest oberflächlich zu kompensieren.

Angesichts der Abwanderungstendenzen aus ländlichen Regionen aufgrund des Schwindens von Arbeitsplätzen stellt sich die Frage, woher in Zukunft die Kaufkraft kommen soll, auf die der Weiterbetrieb der Shoppingcenter angewiesen ist. Der Film „Global Shopping Village“ arbeitet die zerstörerischen Mechanismen jenes Geldes, das lokale Märkte binnen kurzer Zeit ankurbelt, ebenso schnell aber überhitzt und verbrennt, sorgfältig heraus. In Zagreb etwa stößt Gladik auf das Einkaufszentrum „King Cross“, das fast vollkommen leer steht. Um dem deprimierenden Bild zumindest optisch entgegenzuwirken, ist die Leiterin Renata Vlasic Novakovic auf die originelle Idee verfallen, die gähnend leeren Auslagen mit riesigen Feelgood-Postern auszutapezieren. Von diesen übergroßen Fototapeten lächeln glückliche Menschen herab und werden dabei von Sprüchen wie den folgenden flankiert: „Alle Träume können wahr werden, wenn man den Mut hat, sie zu verwirklichen.“ Mit gequältem Lächeln erzählt Vlasic Novakovic von den „happy days“ des kroatischen Kaufrausches: „Die Banken vergaben freizügig Kredite und Darlehen. Die Leute gaben mehr aus, als sie hatten.“ Fast wortident formuliert dies übrigens ein Shoppingcenterentwickler aus der Türkei, einem der derzeitigen Hoffnungsmärkte der Branche. Ungefähr 50 % aller Einkäufe in der Türkei würden über Kreditkarten abgewickelt, erzählt er mit strahlendem Lächeln: „The peolpe keep spending their future income!“ Fast überflüssig zu erwähnen, dass Banken als Investoren eine große Rolle im Shoppingcenter-Business spielen. Die Karawane zieht weiter und hinterlässt verbrannte Erde.

Übrig bleiben am Ende auf der einen Seite Innenstädte, die durch den Abzug der Kaufkraft zu nicht minder gespenstischen Wracks heruntergesandelt sind, und auf der anderen Seite die Ruinen des systemimmanenten Wahnsinns in Form von Leerstand. Für Ulli Gladik stellt sich nach Abschluss der Dreharbeiten die Frage, was mit den abgewirtschafteten Shopping Malls passieren soll: „Wie kann man das in Zukunft so nachnutzen, dass die Menschen etwas davon haben? In Bukarest wurde ein Einkaufszentrum geschlossen, und da gibt es das Gerücht, dass daraus jetzt ein Spital gemacht werden soll.“